David Moser
22.09.2015 / 6 Minuten Lesezeit

Standard oder auf die eigenen Bedürfnisse angepasstes ERP-System?

Die meisten Unternehmen werden früher oder später damit konfrontiert, ein ERP-System zu beschaffen oder ein altes ERP-System zu ersetzen. Typischerweise bindet das für längere Zeit sehr viele Ressourcen im Unternehmen (nicht nur im IT-Bereich) und muss gut geplant sein.

Ich möchte an dieser Stelle aber nicht weiter diskutieren, nach welchen Kriterien ein neues ERP-System ausgewählt werden soll. Hingegen lohnt es sich, einige Gedanken darüber zu verlieren, wie die Implementierung ablaufen soll.

Es gibt zwei grundsätzlich unterschiedliche Alternativen:

  1. Einführung des Standard-Systems des ausgewählten Anbieters.
  2. Einführung mit stark firmenspezifischen Anpassungen, um die eigenen Prozesse möglichst genau im ERP-System abzubilden.

Die erste Option bedeutet, dass Sie Ihre Unternehmensprozesse den vorgegeben Standard-Prozessen im ERP-System anpassen müssen. Die zweite Option bedeutet das Gegenteil. Natürlich gibt es neben diesen beiden extremen Positionen auch Kompromisse.

Jean Cunningham stellt in ihrem Buch «Easier, Simpler, Faster: Systems Strategy for Lean IT» dazu provokant folgende Frage: Wollen Sie Ihr ERP-System managen oder soll Ihr ERP-System Sie managen?

Die Vorteile der ersten Alternative liegen auf der Hand:

  • Rasche und einfache Einführung.
  • Geringere Kosten bei der Einführung. Insbesondere ist das Risiko praktisch gleich Null, dass die Kosten aus dem Ruder laufen.
  • Zukünftige Upgrades werden keine Probleme bereiten.
  • Die mit dem ERP-System mitgelieferte Dokumentation (Manuals) bleiben aktuell.

Dieser Ansatz funktioniert mit einer hohen Wahrscheinlichkeit. Die Kern-Geschäftsprozesse sind von Unternehmen zu Unternehmen nicht so unterschiedlich.

Die erste Alternative hat aber auch Nachteile:

  • Mit grosser Anstrengung optimierte Prozesse passen vielleicht plötzlich nicht mehr, sondern werden umständlicher.
  • Unter Umständen müssen Eingaben ins ERP-System gemacht werden und/oder Daten gepflegt werden, die für das Geschäft nicht wirklich benötigt würden. Das ist Verschwendung, die nie eliminiert werden kann, solange das ERP-System nicht angepasst wird.

Im Gegensatz zu Jean Cunningham bin ich der Meinung, dass die erste Variante, d.h. möglichst wenig anzupassen, wohl die bessere Alternative ist. Zu den oben aufgezählten Vorteilen kommt insbesondere hinzu, dass die kundenspezifischen Anpassungen während langer Zeit sehr viele Ressourcen binden. Ressourcen, denen damit die Zeit fehlt, andere wichtige Probleme nachhaltig zu lösen oder Prozesse und Abläufe zu verbessern.

 

Quellen

Literatur

Wer von Ihnen hat welchen Weg gewählt? Aus welchen Gründen? Bitte teilen Sie uns hier mit, welche Erfahrungen Sie gemacht haben.

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Heinz Gaisser - 07.10.2015
Wir haben uns für die erste Variante entschieden beim Ersatz für unseres alten ERP's. Gründe: Wie beschrieben + Konsolidierung der Daten mit Niederlassungen. Go Life: 1.1.2016 Freundliche Grüsse Heinz Gaisser Leiter Produktion / LEAN Professional DOPAG Dosier- und Mischsysteme Langackerstrasse 25 6330 Cham